Mittwoch, 16. Juli 2008

Regen und Stroh

Für heute standen 10 Kilometer auf meinem eigenem Plan – am liebsten wäre ich doch die 11 oder gar die 12 Kilometer mal gelaufen, aber ich will
meinem Schienbein und dem Rest von meinen Knochen nicht zuviel zumuten.
Ursprünglich wollte ich mit dem Geburtstagspäckchen für meine Ma zur Post nach Bad Vilbel laufen, wollte mir dort beim Bäcker etwas zu trinken gönnen und so mein Trinkflaschen-Transport-Problem geschickt umgehen und dann zurück laufen – ursprünglich fand ich meine Idee super toll. Als ich nach Hause fahre erzählt die Dame aus dem Radio mir etwas von Gewittern, der Himmel ist dunkel und es weht plötzlich beinnahe eine Steife Brise. Planänderung: die 5-Kilomterrunde wird gelaufen und wenn ich die trocken bzw. ohne Gewitter überstehe, dann kann es weiter gehen. Somit bin ich schon mal keine sonderlich zuverlässige Brieftaube, bzw. muss es morgen unbedingt hier zur Post schaffen.

Es regnet noch nicht, es grummelt noch nicht - alles sieht aber danach aus ... die Regenjacke binde ich ungeschickt um die Hüfte, das Handy verpacke ich regengeschützt und beeile mich los zu kommen, bevor das Gewitter kommt. Gehetzt starte ich, es beginnt leicht zu regnen und bereits nach 500 Metern ziehe ich doch die Regenjacke an. Kurze Zeit später Regnet es richtig. Ich genieße den Regen, merke mein Schienbein vorerst nicht und laufe dahin. Ich rieche das gemähte Stroh und muss eine Runde durch die Felder drehen. Viele Felder sind bereits gemäht – sind Stoppelacker und glänzend gelbgold gegen den dunklen Himmel an. Kurz reißt der Himmel auf, es hört beinnahe auf zu regnen und kurz darauf beginnt es heftiger als vorher zu regnen. Der Wind ist dem Regen scheinbar gewichen und mir ist nicht kalt, nicht warm sondern einfach nur angenehm. Ich rieche das Stroh, merke kurz mein Schienbein und genieße den Geruch in der Luft. Teilweise liegt das Stroh auf meinem Weg und es ist so herrlich weich darüber zu laufen, es raschelt so schön. Ich erinnere mich an die Zeit im Pferdestall als Kind, Stroh gab es da mehr als genug …

Viele Felder sind bereits gemäht und die Stoppelacker glänzend goldenen in … eine schöne Zeit – Sonnenzeit eben - Sommer ebene – Kirschenzeit ebene - Juli eben … Julia´s Zeit eben!

Der Regen wird mehr und ich laufe „ohne Uhr“ bzw. mein Forerunner ist unter meiner Regenjacke verschwunden und piept immer wieder aufgrund des Tochpads vor sich hin (kann man dem das eigentlich auch irgendwie abgewöhnen?). Es ist komisch, es ist aber auch entspannend, nicht zu wissen wie weit man gekommen ist, wie schnell oder langsam man vor sich hin läuft und was der Puls sagt. Jetzt muss das Gefühl herhalten, der Puls muss gefühlt o.k. sein, den ich habe immer noch genug Luft und muss mich nicht anstrengen zu laufen, da ich zwischenzeitlich die Gegend hier relativ gut kenne kann ich die Entfernung einschätzen und das Tempo ist gefühlt einfach nur angenehm. So „ohne Uhr“ macht mich etwas unsicher, aber auch angenehm frei. Gefühlt waren es einfach nur schön und gemessen waren es 11,07 Kilometer.

Scheinbein, erwähn ich das hier bei einem so schönen Lauf überhaupt? Leugne ich es lieber? Wenn ich es nicht erwähne dann ist es auch nicht da, das funktioniert leider nicht. Fakt ist das irgendwas nicht stimmt, es ist kein wahnsinniger Schmerz, aber es ist etwas da, es tut weh, nicht immer an der gleichen Stelle aber es zwickt. Eis, Creme und Dehnen/Kräftigen und etwas hoffen – wenn das nicht hilft, dann muss ein Arzt entscheiden. Bis dahin werde ich keine neuen Streckenlängenrekorde versuchen, versprochen und heute sollten es ja auch nicht mehr werden … es lief sich nur so schön.

Jetzt ist der Regen vorbei, der Himmel hat sich aufgehellt und ich bin dankbar den Regen abbekommen zu haben.

10 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Regenläufe sind toll - Gewitter nicht ganz so. Ich will mich nicht aufdrängen aber falls Du Anti-Schienbeinschmerzen-Tipps haben willst, lass es mich wissen.

Pienznaeschen hat gesagt…

Hi Anja,

her mit allem - für jeden Anti-Schienbeinschmerzen-Tipp bin ich dankbar und bereit (fast) alles zu probieren!
Lieben Dank vorab ...

salli hat gesagt…

Dein Lauf liest sich wunderbar, beinahe kann ich das Stroh riechen. Wunderschöne Beschreibung.

Hhhmm, als es mit meinem Knie besonders schlimm war, haben bei mir Quarkwickel geholfen. Ganz normaler Magerquark. Hast du das schon mal ausprobiert?
Ich drück' dir mal weiterhin die Daumen und wünsche gute Besserung.

Kerstin hat gesagt…

Schoen! Das hoert sich nach einem richtig tollen, entspannten Lauf an. Sowas muss man einfach geniessen!

Pienznaeschen hat gesagt…

Danke Salli, Quark wäre dann mein nächster Versuch – wobei es aktuell minimal besser ist *aufHolzklopf*

Blumenmond hat gesagt…

So, hier das, was mir geholfen hat. Kurz zur Historie: Die Schienbeinschmerzen kamen durch Überlastung, ich hab sie nicht als gefährlich wahrgenommen und dann waren sie chronisch - ungefähr 1,5 Jahre lang.

Dazwischen hatte ich diverse Versuche mit wenig Erfolg.

Was mir geholfen hat:

Konsequenz in allen unten aufgeführten Maßnahmen:

- moderat weiter laufen, bis dass der Schmerz kommt. Dann aufhören und beim nächsten Mal etwas länger und so wieder aufbauen
- keine Tempoläufe
- Wackelbrett - jeden Abend im Wechsel je 1 Minute rechts/links
- Kräftigungsübungen für Beine und Hüfte/Rücken/Bauch - 3x/Woche, ungefähr 30 Minuten
- Jeden Morgen/jeden Abend Eismassage (einfach einen Eiswürfel langsam langführen, ca 30 Sekunden, das reicht)
- Traumeel-Salbe nach der Eismassage
- Eismassage und Traumeel-Salbe 30 Minuten vor dem Lauf
- 3x/Tag Traumeel-Tabletten (hat am Anfang das Ganze verschlimmert)
- wenig gedämpfte Schuhe
- Dehnen der Waden - jede Seite mind. 3 x 30 Sekunden, bei akuten Beschwerden doppelt so lange

Es gibt viele Rezepte, man muss auf jeden Fall Geduld haben. Bis es wirkt, können gut und gerne mal 2-3 Monate vergehen.

Heute gehört Eismassage für mich einfach nach jedem Lauf dazu, selbst wenn ich keine Beschwerden habe.

Viel Erfolg und wenn Du Fragen hast, Du weißt ja, wo Du mich findest.

Anja

Jasmin... hat gesagt…

Das hört sich ja nach einem klassischen "Laufen-lassen"-Lauf an, was? Herrlich, ich kann es dir nachfühlen!
Leider auch die shin splints, denn die haben mich anfangs auch gequält. Zum Glück musste ich nicht einen ganz so großen Aufwand wie Anja betreiben, aber die Kräftigungs- und Dehnübungen für die Beine ziehe ich auch konsequent durch.

Pienznaeschen hat gesagt…

Hi Anja,

vielen lieben Dank für all die Tipps - teilweise habe ich Dinge schon gemacht und den Rest werde ich ergänzen z.B. die Eiswürfelmassage "gefällt" mir. Und dann werde ich mich in Geduld üben ... und unterkriegen lass ich mich bestimmt nicht!

Nochmal lieben Dank und wenn ich Rat brauche, dann weiß ich wo ich ihn finden kann.

@Jassi, ich dehne doch schon jeden morgen alles was bei mir gerne mal rummeckert ... aber wie eben oben geschrieben, ich lass mch nicht unterkriegen: ich will laufen!

Blumenmond hat gesagt…

Die Eiswürfelmassage ist vor allen Dingen gut, weil sie nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. Das schafft man immer morgens und abends. Noch mal viel Erfolg.

Pienznaeschen hat gesagt…

Ups, geht schnell, ist angenehm und zum Glück gibt es heute in jedem Supermarkt Megaeiswürfelpakete;)