Dienstag, 15. April 2008

Mein 1. Jahr (mit Hindernissen) Laufen

Heute vor einem Jahr habe ich meinen ersten Laufversuch gemachte. Es war schon schön warm draußen, ich saß rauchend auf dem Balkon und fasst den Entschluss: Ich will laufen! Ich will laufen um dem Arbeitsstress zu entkommen, ich will laufen und abnehmen, ich will laufen um irgendwann vielleicht mal mit dem Rauchen aufzuhören, ich will laufen um im 5. Stock lebend anzukommen … So wartete ich noch meine obligatorischen 2,5 Stunden nach der Zigarette (dubiose Einstellung) zog eine Jogginghose, ein Shirt und meine Puma Speedcats an und stand vor der Tür. Meine Runde war genau 1,1 km lang und ging von der Haustür, durch den Park und zurück – das ganze mit Gehpausen. Als ich wieder zu Hause war, saß ich die nächsten 30 Minuten völlig fertig und bewegungsunfähig in der Küche. Das war mein persönlicher erster Lauf. Mir selbst gegenüber verdammt skeptisch und nach diesem Lauf auch noch erschrocken wie unfit ein Mensch sein kann.

Am Wochenende folgte der erste Laufschuhkauf bzw. mir wurde die Problematik bzgl. Laufschuhen und meinen Füßen das erste mal bewusst. Danke an den Hersteller der gerade eine Aktion hatten in der man Schuhe nach 28 Tagen getragen zurückgeben konnte. Nach zwei Zurück-gebe-Schuhen, einem Besuch beim Orthopäden und Einlagen die ich nie getragen habe kam dann der finale Besuch beim Laufschuhladen. Ich war danach stolze und glückliche Besitzerin von einem Paar Nike Herrenschuhen (ich wollte Damenschuhe, aber meine Füße sind Mini-Elbkähne). Somit war mein erstes Problem mit den Schmerzen unter den Füßen behoben und ich konnte ohne Fußschmerzen weiter laufen.
Unfit war ich trotzdem noch und Luft fehlte mir ständig. Es folgten Versuche des zu zwei Laufens und die Erkenntnis das dies keine gute Idee - sondern eher ein Trennungsgrund ist. Er hatte Ratschläge wie „wenn du nicht mehr kannst dann kannst du doch noch“ und ich meine Seitenstiche die mich umbringen wollten. Wir beendeten unser Zusammenlaufen umgehend, sind deswegennimmer noch ein Paar und ich bin ihm dankbar das er mir gesagt hat, das ich viel zu schnell renne – hatte immer das Gefühl ich muss rennen so schnell es geht.
Es wäre zu einfach gewesen wenn es ab diesem Zeitpunkt einfach nur gut gelaufen wäre … vielleicht bin ich gerade deswegen so stolz auf mich eben nicht aufgegeben zu haben?
An dem Punkt angekommen an dem ich drei Runden schaffte begegnete ich Hugo, einem zwar bildhübschen Hund aber eben auch einem der mich mit dem Rücken an das Brückengeländer stellte und in Schacht hielt. O.k. ich hatte vorher schon Respekt vor Hunden und nun Panik und begann vorerst nur noch durch den Ort zu laufen. Wenn mir heute Hunde begegnen bleibe ich zur Not lieber einmal mehr stehen.
Nachdem mich dann noch eine Erkältung ausbremste und ich dann die 5 Kilometer-Marke erreicht hatte begann es in der Hüfte zu zwicken und irgendwie knackste auch mein Knie. Erst tapfer ignoriert, dann kamen die heftigen Schmerzen im linken Knie. Das war irgendwann im August und ich hatte mir insgeheim vorgenommen im Septemberurlaub das Rauchen sein zu lassen und stattdessen ganz viel in Lugano zu laufen. Panisch saß ich bei zwei Orthopäden und nach dem Röntgen und dem MRT hatte ich zwei Diagnosen: einen leichten Knorpelschaden und ein Pilca-Syndrom (welches man auf den Bildern nicht sehen kann und deswegen ins Knie gucken wollte). Den kompletten September habe ich meinem Knie gewidmet, Laufpause und Knie-Aufbauübungen, Tens-Gerät und viel verzweifeln und hoffen. Es wurde nur minimal besser und ich begann wieder langsam und mit Bandage zu laufen, alles immer ganz vorsichtig und in mein Knie horchend. Nachdem ich grade etwas mehr als Vor-dem-Knie-Problem-Kondition erreicht hatte, kam eine neue Erkältung.
Das Knie muckte immer mal wieder auf und es kam neu ein Po-Oberschenkelziehen hinzu, welche mich erneut ausbremste. Nach kurzer Pause, erneutem Verzweifeln und ganz langsamen wieder anfangen meldete sich wieder mein Knie, diesmal aber irgendwie anders. Erneute Besuch bei Orthopäden und zack hatte ich eine neue Diagnose: Patellaspitzensyndrom.

Verzweifeln und aufhören oder selber alles probieren?
Seit diesem ganzen Mist habe ich kein Vertrauen mehr zu Orthopäden und manchmal auch nicht in meinen Körper aber immer noch den Willen zu laufen. Ich, die immer der Meinung war das Sport Mord sei;) Seit den letzten Knieproblemen gehe ich zwei mal in der Woche ins Fitnessstudio, mache jeden Morgen Dehnungsübungen und nach jeder sportlichen Betätigung kühle ich rein vorsorglich meine beiden Knie. Ob das Dehnen, das Studio oder meine Kühlpads den ausschlaggebenden Erfolg bringen weiß ich nicht, ich glaube an alles wenn es hilft.

Viele haben mir immer wieder geraten es doch einfach sein zu lassen, oft habe ich dies auch in Erwägung gezogen …
Viele laufen nach einem Jahr Marathon, mindestens aber Halbmarathon – ich nicht, aber viele laufen auch überhaupt nicht!

Ich laufe immer noch und ich habe mir bewiesen das ich willensstark und doch nicht so unsportlich bin, ich habe verstanden wie viel es wert ist gesund zu sein – das dies eben nicht selbstverständlich ist, ich nehme meine Umgebung in der ich Laufe ganz bewusst war (es gibt hier in der Gegend ganz viele Freigängertiger die ich sonst nie gesehen hätte), ich habe nichts abgenommen (aber ich mag meinen Körper mehr), ich rauche seit 219 Tagen nicht mehr (beeindrucke meine Mitmenschen damit komischerweise mehr als mich), ich freu mich wenn Lauftag ist und ich laufen darf (sogar wenn Studiotag ist), somit kenn ich das Gefühl herrliches-Wetter-ich-will-laufen-obwohl-ich-ko-bin, ich bin ausgeglichener, ich kann heute mit ihm zusammen laufen er aber nicht mehr mit mir weil ich mehr Kondition habe … bestimmt gibt es noch x Sachen mehr.

Das war mein 1. Laufjahr, ich hoffe es werden noch viele dazu kommen … irgendwann wird mein Knie wieder rumzicken und mein Oberschenkel-Po-Problem merke ich auch immer wieder und irgendwann wird wieder noch mal irgendwas weh tun … ich versuche dies zähneknirschen hinzunehmen und das beste daraus zu machen.

Das musste jetzt mal raus, denn ich bin stolz auf mich!

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